Über das Projekt


Die TH Nürnberg liest „Radikale Zärtlichkeit“

Wir sind dabei! Die TH Nürnberg wurde bei der Aktion „Eine Uni – ein Buch“ vom Stifterverband prämiert. Mit dem dazugehörigen Projekt „OHMYLOVE – Technologie trifft Zärtlichkeit“ erwarten euch in den kommenden zwei Semestern Veranstaltungen und Aktionen rund um das Werk „Radikale Zärtlichkeit – warum Liebe politisch ist“ von Şeyda Kurt.

In dem Buch hinterfragt die Autorin traditionelle Liebesideale im „Kraftfeld von Patriarchat, Rassismus und Kapitalismus“. Dagegen setzt sie offene, hierarchiefreie Beziehungsmodelle. Was ist Liebe? Wie wollen wir lieben? Wen schließen wir aus? Fragen, die wir gemeinsam mit euch und Şeyda Kurt diskutieren möchten. Seid gespannt!

Themen wie Gender oder Sexismus an einer Technischen Hochschule?!

Eine Technische Hochschule, die ihren Schwerpunkt auf ingenieurwissenschaftliche Fächer wie Maschinenbau, Elektrotechnik oder auch Architektur setzt, mag nicht gerade prädestiniert erscheinen, sich mit Themen wie Gender oder Sexismus auseinanderzusetzen. Gewöhnlich bleibt dies der Fakultät Sozialwissenschaften vorbehalten. Genau dies wird im Rahmen des Projekts „OHMYLOVE – Technologie trifft Zärtlichkeit“ als Chance betrachtet.

Ziel des Projekts „OHMYLOVE – Technologie trifft Zärtlichkeit“ ist es, möglichst viele Angehörige der TH Nürnberg durch die Lektüre von Şeyda Kurts „Radikale Zärtlichkeit – warum Liebe politisch ist“ in eine Auseinandersetzung mit den Fragen zu bringen, die das Buch aufwirft. Die Tatsache, dass wir uns mit diesen Fragen weitgehend außerhalb der bei üblichen Curricula bewegen, ist beabsichtigt. Wir finden es gerade richtig, hochschulweit ein interdisziplinäres Querschnittsthema einzubringen, mit dem Menschen an der Hochschule über Fächer, Gruppen und Hierarchien hinweg in den Dialog kommen können.

Bei vielen dieser Veranstaltungen treffen sich die Beteiligten nach zwei Jahren Online-Lehre endlich wieder am Campus. Zugleich werden mit moderner Technik all diejenigen mitgenommen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht vor Ort sein können. So werden Nähe und Distanz in hybriden Settings erlebbar.

Rückblick – Welches Buch wollen wir lesen?

Die Entscheidung, sich bei dem Programm „Eine Uni – ein Buch“ zu bewerben, traf die Hochschulleitung gemeinsam mit dem Schreibzentrum, das auch den Auswahlprozess koordinierte. Wichtig war uns, dass der Prozess transparent verläuft und möglichst viele Hochschulangehörige aus verschiedenen Akteur*innengruppen einbezieht, auch damit das spätere Projekt breit mitgetragen wird. In einem mehrstufigen, partizipativen und transparenten Entscheidungsprozess wählte die TH Nürnberg das Buch „Radikale Zärtlichkeit“ von Şeyda Kurt. Zu diesem Ergebnis führten folgende Schritte:

Schritt 1 & 2: Der Aufruf

Schritt 1: Über sämtliche Kommunikationskanäle der Hochschule wurde die Entscheidung bekanntgegeben, sich bei dem Programm „Eine Uni – ein Buch“ zu bewerben, und dazu aufgerufen, sich beim Bewerbungsprozess zu beteiligen. Daraufhin fand sich der Arbeitskreis (AK) „Eine Uni – ein Buch“, der den Auswahlprozess gestaltete und organisierte.

Schritt 2: Alle Hochschulangehörigen wurden per E-Mail und über verschiedene Social-Media-Kanäle 4 dazu aufgerufen, Buchvorschläge einzureichen. Dazu drehten Studierende der Fakultät Sozialwissenschaften kurze Videos, die von Studierenden der Fakultät Design geschnitten und vertont wurden. Eingereicht wurden 54 Buchideen – darunter Romane, Sachbücher, Essays, eine Graphic Novel und ein Gedicht.

Schritt 3 & 4: Die Jury

Schritt 3: Der AK „Eine Uni − ein Buch“ stellte eine zehnköpfige Jury aus vier Studierenden, drei Professor:innen, zwei Mitarbeiter:innen und einem Mitglied der Hochschulleitung zusammen.

Schritt 4: Die Jury sichtete und diskutierte die eingereichten Buchvorschläge in insgesamt drei Treffen. Am Ende der zweiten Diskussionsrunde verblieb eine Liste mit zehn Büchern. Kriterium für die Eingrenzung war zum einen der Umfang – die Bücher sollten weniger als 300 Seiten haben – und zum anderen eine gewisse thematische Tiefe, die darauf hoffen lässt, dass der Text über ein Semester hinweg trägt und zu einer vielfältigen Auseinandersetzung einlädt. In der letzten Sitzung wählte die Jury in offener Abstimmung eine Shortlist von drei Büchern.

Schritt 5 & 6: Die Auswahl und Formate

Schritt 5: Diese drei Bücher wurden der Hochschule zur Abstimmung vorgelegt. In der Abstimmung von über 600 Hochschulangehörigen setzte sich in einem knappen Kopf-an-Kopf-Rennen „Radikale Zärtlichkeit“ von Şeyda Kurt durch.

Schritt 6: Durch allgemeine E-Mails, aber auch durch persönliche Kontakte sowie Arbeitskreise und einen Slot bei dem hochschulweiten Austauschformat „TH Barcamp“ wurden die Hochschulangehörigen aufgerufen, ihre Ideen einzureichen, wie sich die Auseinandersetzung mit dem Buch gestalten ließe.

Schritt 7 & 8: Das Konzept und Video

Schritt 7: Der AK „Eine Uni − ein Buch“ entwickelte das Konzept „OHMYLOVE – Technologie und Zärtlichkeit“. Dazu wurden unter anderem 22 Interviews mit verschiedenen Hochschulangehörigen geführt und per Video aufgezeichnet. Interviewt wurden

  • zehn Studierende der Fakultäten Betriebswirtschaft, Verfahrenstechnik, Sozialwissenschaften sowie Maschinenbau und Versorgungstechnik
  • die stellvertretende Leiterin der Bibliothek,
  • eine Mitarbeiterin von LEONARDO – Zentrum für Kreativität und Innovation,
  • die Referentin des Schreibzentrums,
  • die Hochschulfrauenbeauftragte, die auch Professorin der Fakultät Maschinenbau und Versorgungstechnik ist sowie
  • sechs weitere Professor:innen der Fakultäten Angewandte Mathematik, Physik und Allgemeinwissenschaften, Fakultät Elektrotechnik Feinwerktechnik Informationstechnik, Sozialwissenschaften, Design, dem Institut für Fahrzeugtechnik und
  • zwei Mitglieder der Hochschulleitung.

In den Interviews fragten wir unter anderem: Ist Liebe politisch? Was würden Sie die Autorin fragen, wenn sie nach Nürnberg kommt? Wie würden Sie sich gerne mit anderen über das Buch austauschen?

Schritt 8: Mit Ausschnitten aus den Interviews wurde das Bewerbungsvideo produziert. Für die Produktionsleitung waren Dzifa Vode vom Schreibzentrum und Veit Güssow verantwortlich. Regie führte Vera Brückner, die Musik kam von Stefan Popp. An Ideenfindung und Umsetzung waren studentische Teilnehmer:innen des Seminars „Kreativlabor“ der Fakultät Sozialwissenschaften beteiligt.